Am 30. August war es so weit: die Kinder vom Kindergarten der Lebenshilfe in Wolperode konnten Landwirtschaft wieder aufs Neue hautnah erleben. Ein kurzer Fußweg führte Kinder und Erzieherinnen in den Gutsgarten der Familie Macke in Wolperode. Heute ging es darum zu entdecken, was alles in diesem Garten wächst. Dazu lud Andrea Macke zu einem Rundgang durch den Gutsgarten und in den neuen Folientunnel ein. Die Kinder staunten, als sie sahen wie groß die Tomatenpflanzen zu dieser Jahreszeit schon geworden sind und, dass sie selbst einem Erwachsenen über den Kopf und fast bis unter die Decke wachsen. Zur Überraschung der Kinder leuchteten neben dem Foliengewächshaus auch bereits die ersten orangefarbenen Kürbisse unter ihren Blättern hervor. Die Kinder durften sich ihren Kürbis zum Schnitzen im Herbst gleich aussuchen und den für sie Schönsten reservieren.

Nachdem gezeigt wurde, wie vielfältig die Früchte eines Gartens sind und wie bunt ein selbst gesammeltes Körbchen voller verschiedenartiger Tomaten sein kann, erklärte Andrea Macke, was außer Wasser und Sonnenlicht noch für das Wachstum benötigt wird. So konnte von den Kindern ein unter einer Plane abgedeckter Haufen mit Pferdemist inspiziert und als bester organischer Dünger für die Pflanzen eingeordnet werden, der alle Gartenpflanzen bis zur Ernte wachsen, gedeihen und Früchte bringen lässt. Die Kinder lernten, dass Mist zwei unschlagbare Vorteile hat: Er enthält alle wichtigen Nährstoffe für die Pflanzen und liefert gleichzeitig organische Substanz für den Boden. Ist der Boden mit Humus angereichert, kann er Nährstoffe und Wasser besser halten und wieder an die Pflanzen abgeben. Resultat ist ein intaktes Bodenleben, wovon sich die Kinder direkt überzeugen konnten, denn zwischen den Tomatenpflanzen wurde ein Regenwurm auf frischer Tat bei seiner Arbeit ertappt und unter größter Begeisterung beobachtet.

Die Kinder probierten bunte Naschtomaten und lernten, wie unterschiedlich Paprika aussehen können. Sie staunten nicht schlecht über fast schwarze oder paradeisförmige Früchte, die so ganz anders aussehen, als die aus dem Supermarkt. Erntefrische Vielfalt ist das Motto des Gutsgartens in Wolperode, der seit dieser Saison Tomaten, Gurken, Zucchini und Kürbisse in reicher Sortenvielfalt anbaut.

Zum Glück gibt es z. B. bei den Tomaten weltweit immer noch einige tausend samenfeste Sorten, erklärt die Landwirtin den Kindern. Die können unter Gärtnern getauscht oder von Erhaltungsinitiativen verkauft werden. Die breite Palette an Eigenschaften der verschiedenen Sorten ist die Grundlage für Züchtungen. Vielfalt bietet dazu in diesem Sinne Anpassungsfähigkeit und damit Zukunftssicherheit. Genau das ist von Vorteil, wenn es um neue Herausforderungen wie Klimawandel oder neue Krankheitserreger geht. Sie ist ein wichtiger Aspekt der Biodiversität, um die es sich lohnt, sich zu bemühen.

Alle Früchte werden im Gutsgarten reif geerntet, müssen keine langen Transportwege überstehen und erreichen so jeden Tisch mit ganz viel Geschmack. Das konnten die Kinder bei ihrer Kostprobe direkt merken. Kinder sind die ehrlichsten Esser, weiß die dreifache Mutter.

So ein Perspektivwechsel trägt bei den Kindern dazu bei, zu verstehen und zu begreifen. Im Erleben können die Kinder vor ihrer Haustür unmittelbar ein Bewusstsein für die Abläufe entwickeln und lernen, wo und wie unser Essen wächst. Was man selbst sieht, hört oder sogar anfassen kann, versteht man besser, sagt die engagierte Landwirtin, die bereits vor einigen Jahren gemeinsam mit Mann Albrecht das Projekt „Landkind“ im Kindergarten in Wolperode initiiert und betreut hat. Sie hofft, dass man auch weiterhin dort anknüpfen kann, wo Kinder groß werden.

Die Kinder gingen mit einem großen Körbchen voller aromatischer Tomaten zurück in den Kindergarten. Dort wurde ausreichend genascht und im Anschluss eine leckere Sauce gekocht, die wesentliche Grundlage für eines der beliebtesten Kindergerichte ist: Nudeln mit Tomatensauce!

 

Andrea Macke

 

Bild 1: So wächst unser Essen und wieso brauchen Pflanzen Licht zum Wachsen? Rund ums Essen gibt es unendlich viele spannende Fragen, die am besten dort geklärt werden, wo Früchte und Getreide angebaut werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild 2 & 3: Im Foliengewächshaus können die Kinder mit eigenen Augen sehen, wie groß übermannsgroß Tomatenpflanzen werden, lernen wie man reife Früchte von unreifen unterscheidet und sich die Leckersten gleich selbst pflücken.